Das historische Gärtnern...


Auf der Suche nach alten historischen Gemüsesorten stößt man zunächst auf wenig, dann auf wenig gut recherchierte Hinweise: Haferwurzel sei ein häufig angebautes Gemüse gewesen, Spinat habe erst im 19. Jahrhundert die Melde verdrängt und derlei Geschichten. Nach längerem Suchen habe ich eine Website gefunden, die eine große Liste digitalisierter historischer Garten- und Landbauliteratur aufführt, die man sich kostenfrei downloaden und lesen kann.
 http://www.historischegaerten.de/Gartenbaubuecherei/digilinks.html

Pomologische Traktate, Pflanzenlexika, Küchengartenratgeber oder Arzneipflanzenhandbücher; es gibt für jeden etwas, vorwiegend aus dem 17.- 19. Jahrhundert, wer tapfer ist und auch Latein liest, findet auch ältere Werke, ansonsten sind die Bücher in Deutsch, Französisch, Englisch und Niederländisch verfasst.
Sehr zu empfehlen für alle historisch interessierten Gartenbuddler.

Und wie ich mich die letzten Wochen so durchschmökere, musste ich feststellen, dass die Dinge etwas anders liegen:
Viele Gemüsesorten wie Melonen, die man eigentlich nicht in biedermeierlichen Gärten vermutet hätte, waren schon weithin bekannt und wurden offenbar oft kultiviert. Sogar Topinambur wurde unter dem mirakulösen Namen "Dragun" kultiviert.  Und Spinat habe ich in keinem der Bücher aus dem 18. oder 19. Jh. als neu oder mit der Melde konkurrierend gefunden. Beide hatten ihren Platz. Dem gegenüber wurde die Haferwurzel mehr als einmal gegenüber der Schwarzwurzel als weniger schmackhaft und lohnenswert in der Kultur dargestellt. Dafür habe ich in einem Buch sogar den exotischen Malabarspinat gefunden...

Einzig Tomate und Zucchini sucht man vergebens, ihre Verwandten die Kartoffel und der Kürbis hingegen sind schon wohl etabliert im Garten. Allerdings gilt die Kartoffel zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch als relativer Neuzugang. Was uns heute als althergebrachtes traditionelles Gemüse unserer Gartenkultur vorkommt, ist zwar als Zierpflanze jenseits der Alpen seit dem 16. Jahrhundert bekannt, als Nutzpflanze machte sie aber erst spät und hierzulande schleppend Karriere (nämlich im 18. Jahrhundert). Bevor entsprechende Züchtungen gelangen, waren Kartoffeln nicht ganz so schmackhaft und ertragreich wie heute.

Lange Rede, kurzer Sinn: ich mache ein neues feld im Blog auf: das historische Gärtnern, in dem ich immer mal wieder aus alter Literatur Kurioses und Wissenswertes herausfische.


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