Die Ordnung im Chaos

Als ich gestern den ganzen Tag in meinem Gärtlein gräpelte und werkelte, hab ich immer wieder auch mal nur da gestanden und den Garten aus den verschiedenen Perspektiven betrachtet. Es ist schon ein wildes Durcheinander... Aber das liegt nicht nur daran, dass ich nicht genügend Zeit habe, ständig jede Ecke 'in Ordnung' zu halten oder dass ich so extravagant Gemüse durcheinander pflanze und säe. Es ist auch eine Entscheidung, dem Garten seinen Willen zu lassen oder besser gesagt, seinen und meinen Willen unter einen Hut zu bringen. Die Natur darf sich ausbreiten, so lange sie nicht eindeutig meine Absichten durchkreuzt, auch meine Gemüsepflanzen wachsen zu lassen. Und in der Rabatte... nun ja... da experimentiere ich noch an einem Konzept. Prinzipiell lasse ich bestimmte Wildkräuter stehen, vor allem, wenn sie hübsch aussehen und sich nicht aggressiv ausbreiten. Alle Arten aggressiven Verhaltens im Garten ist verboten - gilt auch für die Pflanzen. So musste der mutmaßliche Topinambur gestern auch schon einige Zweige lassen, weil er das Veilchen und das Eisenkraut zu ersticken drohte. So geht's nicht...

In den Beeten toleriere ich das Beikraut weniger, weil es direkt in Konkurrenz zum Gemüse steht. Die Tulpen und Narzissen am Rand, ja, das hat Charme. Aber sonst hat das Gemüse Vorfahrt. Und da ich Sparfuchs jedes Möhrchen einzeln säe und keine Markiersaat verschwende, stand ich also gestern vor der Frage "Ist das ein Möhrchen oder kann das weg?" Das war eine echte Pitzelei, Beikraut von Möhrenkraut zu unterscheiden und das richtige auszuzupfen... Gleiches bei den Pastinaken. Und besonders heikel wird es bei Schnittlauch und Haferwurz, die in ihrer Jugend praktisch identisch aussehen wie Traubenhyazinthenkraut - und davon gibt es immernoch genügend dazwischen.

Zerkleinertes Unkraut wird inzwischen als Mulch verwendet. Das Experiment war ganz erfolgreich, auch wenn das Abzupfen der Wurzeln vorher einen Arbeitsschritt mehr bedeutet. Auch Grünschnitt im Beet sieht für den Naturbezwinger verheerend aus und ich frage mich, was man im Dorf so munkelt über meinen Garten.

Andererseits: Ordnung ist eine Form geistiger Bequemlichkeit. Im Chaos wirklich den Überblick zu behalten ist hingegen eine Herausforderung.

Der Gartenstatus Ende April:

Weder Ordnung noch Chaos...

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